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In der Baubranche wird zunehmend über den Umstieg auf emissionsfreie, elektrisch betriebene Baumaschinen diskutiert. Es stellt sich jedoch die Frage, wie gut die Baufachleute über diese nachhaltigen Alternativen informiert sind. Der Boels Rental Bouwindex* hat diese Frage untersucht und bietet einen Einblick in die Wahrnehmung und Verwendung solcher Materialien innerhalb der Branche. Glenn Verburg, Director Fleet Procurement bei der Boels Groep, räumt auf mit den fünf häufigsten Fakten und Vorurteilen.
1. Die Ladeinfrastruktur ist unzureichend
Mehr als zwei von fünf Baufachleuten (43 %) sind der Meinung, dass die Ladeinfrastruktur nicht ausreicht, um elektrische Maschinen effizient zu nutzen.
Fakt: Der richtige Stromanschluss kann zwar eine Herausforderung sein, es gibt jedoch mehr Möglichkeiten, als man denkt. Wer auf der Baustelle auf Elektrogeräte umsteigt, muss das regelmäßige Aufladen einplanen – zwischendurch mal eben Diesel tanken geht nicht mehr. Maschinen können beispielsweise in der Mittagspause oder nachts mit Strom aus dem Netz aufgeladen werden. Um zu vermeiden, dass zu Spitzenzeiten nicht genügend Strom zur Verfügung steht, kann das so genannte „Peak Shaving“ helfen. Dabei wird ein Batteriesystem außerhalb der Spitzenzeiten geladen, wenn das Stromnetz ausreichend Kapazität hat. Dieser gespeicherte Strom kann dann von den Mitarbeitern tagsüber zu den Spitzenzeiten genutzt werden, sodass Arbeitsunterbrechungen vermieden werden.
43 % sind der Meinung, dass die Ladeinfrastruktur nicht ausreicht
2. Elektromaschinen sind teurer
38 Prozent der Baufachleute glauben, dass Elektromaschinen teurer sind als Dieselmaschinen.
Fakt: Obwohl der Anschaffungspreis von Elektrogeräten oft höher ist, sind die Betriebskosten in der Regel niedriger. Das liegt vor allem daran, dass elektrische Maschinen weniger Wartung benötigen: Die Wartungskosten machen nur etwa drei Prozent der Gesamtkosten aus, bei Dieselmaschinen sind es zehn Prozent. Konventionelle Maschinen benötigen beispielsweise Kraftstoff, Filter und Öl. Beim Kauf einer neuen Maschine ist es wichtig, nicht nur auf den Anschaffungspreis zu achten, sondern auch alle Nebenkosten wie Energieverbrauch, Wartung und Versicherung zu berücksichtigen.
glaubt dass elektrisch betriebene Maschinen weniger leistungsstark sind als dieselbetriebene
3. Elektromaschinen sind weniger leistungsstark
Fast jeder dritte Baufachmann (31 %) glaubt, dass elektrisch betriebene Maschinen weniger leistungsstark sind als dieselbetriebene.
Vorurteil: Dank der Fortschritte in der modernen Technologie werden die Batterien für Elektrogeräte immer leistungsfähiger, während ihre Lebensdauer zunimmt. Ein Vorteil besteht daran, dass elektrische Maschinen nur dann Energie verbrauchen, wenn sie tatsächlich auch genutzt werden, in der Regel etwa vier bis fünf Stunden pro Tag. Dies steht im Gegensatz zu Dieselvarianten, die auch im Leerlauf Kraftstoff verbrauchen. Obwohl sich der Markt für elektrische Alternativen zu Dieselmaschinen noch in der Entwicklung befindet, helfen elektrische Maschinen, Kosten zu sparen. Außerdem sind sie besser für die Umwelt.
4. Elektrische Maschinen sind nicht überall einsetzbar
30 Prozent der Baufachleute sind der Meinung, dass elektrische Maschinen für den Infrastrukturbereich ungeeignet sind, da diese Arbeiten manchmal an abgelegenen Orten stattfinden, wo es keine Ladestationen gibt. Dort kann es schwierig sein, eine ausreichende Stromversorgung zu gewährleisten.
Fakt: Der Einsatz elektrischer Maschinen im Bausektor nimmt zu, auch bei Projekten in entlegenen Gebieten. Obwohl der Mangel an Ladestationen eine Herausforderung darstellt, gibt es inzwischen intelligente Lösungen: Große Batterien, die Energie über einen längeren Zeitraum speichern können, und mobile Ladestationen, die mit Solarenergie betrieben werden, ermöglichen das Aufladen von Elektromaschinen direkt am Einsatzort. Trotz dieser Fortschritte muss jedes Bauunternehmen zwischen logistischer Machbarkeit und Nachhaltigkeit abwägen.

5. Alle Maschinen sind elektrisch verfügbar
Immerhin ein Viertel der Baufachleute (24 %) glaubt, dass es für alle Maschinen eine elektrische Alternative gibt.
Vorurteil: Obwohl die Entwicklung von Elektro- und Hybridmodellen schnell voranschreitet, gibt es in Wirklichkeit für viele Maschinen, vor allem in den schwereren Kategorien, noch kein elektrisches Äquivalent, wie zum Beispiel für Bulldozer im Bereich Bau- und Abrissarbeiten. Die Hersteller arbeiten intensiv an der Entwicklung solcher Modelle, aber im Moment sind die Stufe-V-Dieseloptionen oft immer noch die sauberste Wahl. Dies gilt insbesondere dann, wenn diese Maschinen mit Biodiesel wie HVO100 betrieben werden, der deutlich weniger Emissionen verursacht als herkömmlicher Diesel.
*Die Umfrage wurde von Markteffect unter 404 Mitarbeitern in der niederländischen Baubranche durchgeführt.